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Folie 5
Ich bin seit 50 Jahren hier und ich gehöre genauso zu Deutschland wie Sie!
„Diskriminierungen kenne ich. Selbst heute, wo ich über 50 Jahre in Deutschland bin, die meiste Zeit meines Lebens, werde ich manchmal beschimpft. Ich sehe halt nicht norddeutsch aus: ich bin klein, habe dunkle Haare, nun grau, rede oft laut und falle dann auf.
Gerade neulich war ich bei einem Bäcker in der Fußgängerzone in Wilhelmshaven, hatte es eilig, weil mein Bus fuhr. Ich stellte mich draußen in die Warteschlange und hielt wegen der Corona-Hygieneregeln genügend Abstand zu den anderen. Zwei deutsche ältere Frauen drehten sich plötzlich zu mir um und schrien mich an: „Halte gefälligst mehr Abstand! Kennst Du das nicht bei dir? Geh’ dorthin zurück, wo Du herkommst!“
Ich habe kurz geschluckt und dann geantwortet: „Werte Frau. Ich bin seit 50 Jahren hier und ich gehöre genauso zu Deutschland wie Sie!“
Georgia R., ehemalige Olympianerin, 67 Jahre
Georgia R., ehemalige Olympianerin, 67 Jahre
In dieser Ausstellung erhalten die migrierten Menschen des Landkreises Friesland nach über 60 Jahren eine Stimme. Nach der Zeit der Unsichtbarkeit und des Schweigens kommen in dieser Publikation die ehemaligen Arbeitsmigrant*innen der Olympia Werke zu Wort. Die Geschichte ihrer Zuwanderung wird auf der Grundlage kulturwissenschaftlichen Forschens sichtbar gemacht – und die Geschichte der Migration durch die über 60 Interviews mit griechischen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen lebendig. Sie prägt die Menschen des Aufnahme- und des Abwanderungslandes.
Innerhalb der Interviews, die auf der Grundlage der Oral History geführt wurden, entstand ein geschützter Raum, in dem die »ruhenden, schlummernden« Erfahrungen und Erlebnisse oft zum ersten Mal bewusst an die Oberfläche geholt werden konnten. Die biographischen Schilderungen waren begleitet von Tränen, Wut, Trauer, Resignation, aber auch Zuversicht.
Innerhalb der Interviews, die auf der Grundlage der Oral History geführt wurden, entstand ein geschützter Raum, in dem die »ruhenden, schlummernden« Erfahrungen und Erlebnisse oft zum ersten Mal bewusst an die Oberfläche geholt werden konnten. Die biographischen Schilderungen waren begleitet von Tränen, Wut, Trauer, Resignation, aber auch Zuversicht.
Die Auswertungen der Forschungsarbeit zum Thema der griechischen Zuwanderung im 20. Jahrhundert in Friesland machen deutlich, dass Diskriminierung, Ausgrenzung und erlebte Formen von Rassismus auch heute immer noch existieren.
Besonders vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte müssen die zugewanderten Menschen sich öffentlich und zivilgesellschaftlich beteiligen können. Es sollte Offerten zur sozialen und politischen Teilhabe in Deutschland geben und Perspektiven im demokratischen Miteinander. Die Unsichtbarkeit ihrer Migration wird in dem Maße verschwinden, in dem sie sich Gehör und somit eine Öffentlichkeit und Präsenz verschaffen.
Besonders vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte müssen die zugewanderten Menschen sich öffentlich und zivilgesellschaftlich beteiligen können. Es sollte Offerten zur sozialen und politischen Teilhabe in Deutschland geben und Perspektiven im demokratischen Miteinander. Die Unsichtbarkeit ihrer Migration wird in dem Maße verschwinden, in dem sie sich Gehör und somit eine Öffentlichkeit und Präsenz verschaffen.